Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.

von Oliver Schmidt und Vanessa op te Roodt

www.egs-rlp.de

… und mittlerweile sind wir eine amtlich anerkannte Auffangstation für Eulen und Greifvögel mit einer Falknerei.

Öffentlichkeitsarbeit, Sachverständige für Behörden und Schulungen gehören auch zu unseren Aufgaben.

Wie alles begonnen hat…

Wir haben vor ein paar Jahren die Liebe und Leidenschaft für Greifvögel/Eulen für uns entdeckt, den majestätischen Jägern der Lüfte.

Diese Faszination hat uns so sehr in den Bann gezogen, dass wir seitdem ehrenamtlich verschiedene Falknereien unterstützt und so unser Wissen erweitert haben.

Das war uns nicht genug, wir wollten noch mehr über Greifvögel/Eulen lernen und wissen. Daher haben wir dann den Jagd- und Falknerschein gemacht, sind seitdem stolze Besitzer des Falknerjagdscheins. Je mehr wir in die Tiefen der Falknerei eingestiegen sind, umso größer wurde der Wunsch, mehr aus dieser Leidenschaft zu machen.

Dieser Wunsch nach einer eigenen, kleinen Falknerei in Form einer Auffangstation und auf lange Sicht auch einem Artenschutzzentrum hat sich 2020 im ersten Schritt erfüllt. Seit 2020 sind wir eine amtlich anerkannte Auffangstation für den Kreis Mainz/Bingen, RLP.

Was ist eine Auffangstation:

Eine Station, die sich mit dem Arten- und Tierschutz gefährdeter Greifvögel und Eulen befasst, sowie sich um verletzte Tiere dieser Arten kümmert.

Eine weitere Aufgabe sind verschiedene Arterhaltungszuchtprogramme von bedrohten und geschützten Greifen und Eulen. Im Detail werden dort Zuchtpaare von in freier Wildbahn schon ausgestorbenen Arten, die nur noch in Zoos zu sehen sind, gehalten und probiert Nachwuchs zu züchten, um diesen wieder in Deutschland anzusiedeln. Grundsätzliches Ziel ist immer das Wohl der Tiere!

Was zeichnet uns aus:

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Greifvögeln und Eulen zu helfen, denn leider sind immer mehr Arten dieser wundervollen Tiere gefährdet, vom Aussterben bedroht oder teilweise sogar bereits ausgestorben.

Die Umwelteinflüsse werden zunehmend bedrohlich für die Tiere. Es entstehen immer mehr illegale Verfolgungen, Bejagungen, Vergiftungen und Windparks.

Nistmöglichkeiten gibt es kaum noch (Kirchtürme werden verschlossen, Scheunen gibt es auch kaum noch, der Wald wird immer mehr für menschliche Aktivitäten vereinnahmt…), wir könnten noch unendlich viele weitere Aspekte aufzählen.

Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, verunfallte Tiere oder Nestlinge/Ästlinge, die hilfsbedürftig sind, aufzupäppeln und nach erfolgreicher Genesung wieder in die freie Wildbahn zu entlassen.

Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.
Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.

Weiterhin liegt uns der Artenschutz, die Öffentlichkeitsarbeit und die Wiederansiedelung bedrohter Arten sehr am Herzen und daher werden wir uns auch immer mehr diesen Bereichen widmen.

Greifvögel und Eulen gehören unbedingt in fachkundige Hände! Einen verletzten Greifvogel/Eule gefunden… bitte keine Selbstversuche (das ist meist das Todesurteil für so ein Tier, da sie sehr speziell in der Pflege und beim Päppeln sind und gerade bei Babys die Gefahr der Fehlprägung zu groß ist). Keine Scheu uns zu kontaktieren… wir helfen gerne weiter und kümmern uns um die Pflege und Wiederauswilderung.

Es gibt zu viele Fehlerquellen bei der Pflege und Aufzucht (besonders bei Jungvögeln ist „man“ schnell mit sehr viel Herz dabei und möchte den kleinen Findling am liebsten selber großziehen, obwohl man keinerlei Erfahrung damit hat), die eine spätere Wiederauswilderung unmöglich machen.

Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.

Hinzu kommt, dass Greifvögel und Eulen unter Artenschutz stehen und nur von fachkundigen Leuten gepflegt werden dürfen. Die Station wurde errichtet, um diesen Tieren die optimale Pflege zu ermöglichen und die Finder auch vor etwaiger Strafverfolgung zu bewahren.

Wen haben wir als Unterstützer/Fürsprecher an unserer Seite:

Für die Pflege und Aufzucht der Findlinge oder verunfallten Tiere steht uns Dr. Sascha Schütz aus Wiesbaden als fachkundiger Tierarzt mit seinem Wissen zur Seite. Durch diese kompetente Zusammenarbeit werden die Tiere ärztlich und artgerecht versorgt, gepflegt – Jungvögel werden aufgezogen. Sobald die Vögel wieder fit oder ausgewachsen sind, werden Sie über die sanfte Auswilderungsmethode wieder in die Natur entlassen.

Weiterhin konnten wir mittlerweile viele Kontakte zu befreundeten Falknereien knüpfen, durch die man sich auch gegenseitig immer wieder austauschen oder helfen kann. Man tauscht sich gegenseitig mit Wissen, Informationen oder auch benötigten Tieren aus, um in Sachen Artenschutz voran zu kommen. Ebenso hilft man sich gegenseitig zum Beispiel auch mit Nachzuchten, wenn in einer anderen Region Tiere wieder angesiedelt werden sollen (da vielleicht dort vom Aussterben bedroht), die man selbst erfolgreich nachzüchtet.

Mittlerweile liegt ein Jahr Auffangstation hinter uns:

Zeit einmal Bilanz zu ziehen und weitere Schritte in Angriff zu nehmen – die Gründung eines gemeinnützigen Vereines…

Unsere Ammenturmfalken (Sam & Mila, den Bericht konntet Ihr im letzten Falknersheil lesen) haben 27 Turmfalken, die aus dem Nest gefallen waren (Rückführung war nicht möglich!) und uns gebracht wurden, großgezogen, die von uns über „soft release“ wieder ausgewildert wurden.

Hinzu kamen 9 adulte Turmfalken, wovon wir 2 einschläfern lassen mussten und 7 auswildern konnten. 3 Mäusebussarde, einer mit einem zerfetzten Schultergelenk durch ein KK-Gewehr, der leider euthanasiert werden musste.

Das Jahr 2021 nimmt auch schon wieder seinen Lauf…

Einen Rothabicht konnten wir aus einem Hühnerstall befreien, einen weiteren Rothabicht aus einem Fangnetz. Beide wurden wieder aufgepäppelt und bei uns im angrenzenden Vogelschutzgebiet freigelassen.

2 Waldkäuze mit Anflugtrauma konnten, nach der Behandlung durch unseren Veterinär Dr. Schütz und einiger Zeit zum Erholen, hier bei uns in der Station wieder erfolgreich in die Freiheit entlassen werden.

Momentan (Stand Juni 2021) haben wir 2 Waldohreulen in der Station, welche in einem Alter von ca. 4 Wochen zu uns gebracht wurden. Eine hat den linken Ständer gebrochen, die andere einen Bruch der Schwinge am Ellenbogengelenk. Beide werden wohl noch eine ganze Weile bei uns bleiben müssen, bis alles wieder komplett ausgeheilt ist.

Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.

Aufmerksame Spaziergänger haben auf einem Feldweg einen ca. 2 – 3 Wochen alten Waldkauz gefunden, welchen die Polizei bei uns gemeldet hat. Trotz mehrstündiger Bemühungen zusammen mit den Findern, die Nisthöhle in der Umgebung zu finden, waren wir erfolgslos. Somit kam der kleine Kauz auch zu uns in die Station und hält seitdem hier alle ganz schön auf Trab. Vor allem unseren Brillenkauz, den er irgendwie als Mama ansieht, sie es aber wohl etwas anders sieht…

Sam & Mila haben wieder 5 Eier, alle 5 Babys sind mittlerweile geschlüpft und wachsen prächtig. Sobald die eigenen Babys größer sind, kommen drei Findelkinder, die uns mittlerweile auch schon gebracht wurden, in die Voliere dazu und werden dann weiter von unseren Ammen mit großgezogen… same procedure as last year…

Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.

Wo wird uns unser Weg noch hinführen:

All dies spielt sich aktuell noch in unserem Garten ab, leider ist dieser mittlerweile an seine Belastungsgrenze gestoßen, daher müssen/wollen wir uns vergrößern. Ein Landwirt aus unserem Dorf hat uns deswegen ein Stück Land im Außenbezirk verpachtet. Damit fangen die Probleme mit den Behörden so richtig an.

Wir brauchen eine Privilegierung, um im Außenbereich bauen zu dürfen. Unsere Bauvoranfrage bei den Behörden, in der Hoffnung eine Auffangstation sei Privilegierung genug, stellte sich dann als Stich in ein Wespennest heraus… die Ämter waren schlichtweg überfordert und wir wurden von einem Amt zum nächsten geschoben. Nachdem es von der

Verbandsgemeinde aus zu unserer Gemeinde geschickt wurde, dort durch den Gemeinderat musste, ging das ganze Paket zur Kreisverwaltung. Nun ging der Spießrutenlauf los. Die UNB musste eine Ortsbegehung machen, weil wir angeblich zu nah am Vogelschutzgebiet liegen würden, welches unserer Meinung nach ja eher ein Vorteil für die Auswilderungen und Wiederansiedlungen ist. Bei der Ortsbegehung wurde dann gesagt, für Privatperson würde die Behörde keine Privilegierung zum Bau einer solchen Anlage geben, da dies zu unsicher ist. Also haben wir den gemeinnützigen Verein „Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.“ gegründet. Auch das Veterinärsamt musste hinzugezogen werden, welches aber zum Glück keine Probleme gemacht hat. Alles natürlich in der wohlbekannten Coronazeit. Denn jeder braucht natürlich alle Dokumente schriftlich und/oder beglaubigt vom jeweiligen Amt. Auf manche Unterlagen haben wir über 3 Monate gewartet. Wenn nicht der Traum und der Wille so stark gewesen wären, dann hätten wir bestimmt irgendwann auf diesem langen Weg, resigniert.

Das Bauamt der Kreisverwaltung sieht nun nach der Freigabe der anderen beiden Behörden und der Gründung des Vereins keinen Grund mehr, uns den Bau der Station zu verweigern. Der Startschuss für die Erweiterung ist somit amtlich und offiziell gelegt…

Liebe Verbandsmitglieder, in Deutschland etwas für den Tier- und Artenschutz zu machen, ist keine einfache Aufgabe. Wo es nur geht, werden einem Steine, nein Felsbrocken, in den Weg gelegt, um bloß nicht ein Projekt durchzuführen, das über die normalen Projekte hinausgeht.

Viele von Euch kennen uns ja persönlich und wissen… aufgeben war und ist für uns zum Wohl der Tiere keine Option und wir haben auch viele, tolle Befürworter hinter uns, die uns tatkräftig vorantreiben und motivieren (sowohl tierische, als auch menschliche)…

In diesem Sinne…

Falknersheil

Wer uns auch gerne unterstützen möchte… Mitglieder im Verein oder helfende Hände sind herzlich willkommen.

Eulen- und Greifvogelschutz Appenheim e.V.